Bildnachweis:
Hermann Pentermann (Maske Eingang Ausstellung)
Marco Maas (Park von oben)
Foto Manfred Weber (Museumsturm) Römer III (Kalkriese) bzw.
Die Varus- oder Hermannsschlacht im Jahr 9 nach Christus.Im Rahmen der Römer Trilogie bietet der Kulturverein Amelsbüren e.V. am 28. September 2024 nach den Besuchen des Römermuseums Haltern am See und der Stadt Xanten mit den römischen Wurzeln eine weitere Bustagesfahrt nach Kalkriese an, dem mutmaßlichen Schlachtort zwischen den Römern und den Germanen. Zu dem historischen Hintergrund hat Dr. Klemens Bremkes folgende Informationen zusammengetragen:
Die Varus- oder Hermannsschlacht wurde wiederholt verfilmt. Seit 2019 gibt es eine Netflixserie zum Thema. Der Reformer und Humanist Ulrich von Hutten (Arminiusdialog 1529) erhob sie zum Gründungsmythos der deutschen Nation.
Der siegreiche Held Arminius (Hermann) brachte den Römern dabei eine ihrer größten Niederlagen (ca. ein Achtel der röm. Armee) bei.
Mit Hilfe der antiken Texte haben fast 500 Jahre lang Wissenschaftler und Hobbyhistoriker den Schlachtort in der norddeutschen Landschaft gesucht. Aber kein größeres Schlachtfeld zwischen Rhein und Weser wurde gefunden, bis der britische Offizier Tony Clunn bei Kalkriese römische Münzen und drei Schleuderbleie fand. Insbesondere die Schleuderbleie gaben den Anstoß, ein umfangreiches archäologisches Forschungsprojekt zu starten, das bis heute nicht abgeschlossen ist.
Was mit ein paar Münzen begann, stellt heute das größte archäologisch bearbeitete Schlachtfeld der Antike mit ca. 5000 geförderten Einzelobjekten dar. Schon nach wenigen Wochen belegten die Funde umfangreiche Kampfhandlungen zwischen Römern der spätaugusteischen Zeit und Germanen.
2022 bestätigten Forscher des Dt. Bergbau-Museums Bochum anhand des „metallurgischen Fingerabdrucks“ die Anwesenheit der 19. Legion, die an den Kämpfen im Jahr 9 n. Chr. beteiligt war.
Doch erst die Wiederentdeckung der „Germania“ (im Kloster Hersfeld 1455) und der „Annalen“ (im Kloster Corvey 1507) des Historikers (Politikers und Senators) Tacitus erweckte das Interesse an den Germanen und Arminius, den er „Befreier Germaniens“ nannte: Liberator Germaniae.
Der Arminius-Mythos inspirierte dann insbesondere im 18. Jahrhundert die deutsche Geisteselite (u.a. Schlegel, Wieland, Hölderlin, Goethe). Das 18. Jh. war zugleich mit mindestens 37 Titeln Höhepunkt der Arminius – Opern.
Im 19. Jahrhundert wurde Hermann zunehmend auch von deutschnationalen Chauvinisten vereinnahmt. Aber schon kurz nach Baubeginn des Hermannnsdenkmals dichtete Heinrich Heine 1844 ironisch in „Deutschland. Ein Wintermärchen“:
Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann / mit seinen blonden Horden / so gäb‘ es die deutsche Freiheit nicht mehr / wir wären römisch geworden!
Dass bei den Ausgrabungen von Kalkriese (ab 1987) keine nationale Überschwänglichkeit aufkam, ist u.a. Forschungen des Althistorikers Dieter Timpe zu danken, der in Arminius eher den heimtückischen, eidbrüchigen Anführer einer Meuterei germanischer Hilfstruppen sah (Arminius-Studien 1970).
Über die Schlacht und die Germanen und die (vielen) offenen Fragen erfahren wir mehr im Rahmen der Exkursion. Die „Befreiung“ der Germanen war jedenfalls nicht allein das Verdienst des Arminius.
Der Althistoriker Michael Sommer schreibt (in „Alle Wege führen nach Rom“) über das römische Imperium zwischen Augustus (ca. 63 v. Chr.) und Severus Alexander (ca. 235 n. Chr.):
„Darin gab es keinen Gegner, der den Römern auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte. Die Stämme Germaniens konnten zwar durch den Sieg über den Feldherrn Varus ihre Freiheit behaupten, aber ernsthaft gefährlich werden konnten sie dem Imperium nicht. Das galt auch für die Beduinen der Sahara und die Nomaden der arabischen Halbinsel, und selbst das Partherreich (…) war zu einer offensiven Politik an seiner Westgrenze dauerhaft nicht in der Lage, auch wenn immer wieder Konflikte vor allem um das Königreich Armenien (…) eskalierten – die Rom stets siegreich bestand.“Tacitus „Germania“ (s.o.) ist die gründliche (nicht objektive) ethnographische Auseinandersetzung eines Zeitgenossen mit den Germanen. Der erste Teil gilt Land und Leuten. Tacitus schildert die raue Natur, das harte Leben und das Klima, und er glaubt die Germanen seien dort schon immer ansässig gewesen (indigenae), denn niemand ziehe freiwillig in so ein Land. Die Unterschiede der Bewohner zu anderen Völkern einschließlich der Römer seien: Äußerste Gastfreundschaft, Redlichkeit, unverbrüchliche Treue gegenüber ihren Frauen, Schlichtheit in Lebensführung, Kleidung und Ernährung. Allerdings neigten sie beim Bier zu Exzessen und auch beim Würfelspiel, bei dem sie sogar ihre Freiheit einsetzten.
Das Museum in Kalkriese wurde mehrfach ausgezeichnet. Ein 40 m hoher Aussichtsturm bietet einen guten Überblick über den Ort des Geschehens.
Programm und Zeitplan Kalkriese
Reisetag. 28.09.2024
8.15 Uhr: Abfahrt in Amelsbüren
9.30 Uhr: Ankunft in Kalkriese auf dem Busparkplatz, der sich in unmittelbarer
Nähe des Museums befindet
10.00 Uhr: Beginn der Führung „Kalkriese 360° - Park und Ausstellung“
Zu Beginn führt die Gästeführerin die Teilnehmer ca. 60 Min. durch
den Museumspark, wobei Sie alle wichtigen Hintergrundinforma-
tionen zur Varusschlacht, dem geschichtlichen Kontext und der
Archäologie vor Ort erhalten. Im Anschluss geht es für 30 Min. in
Dauerausstellung. Hier stehen die archäologischen Funde im
Mittelpunkt.
11.30 Uhr: Besichtigung des Museumsturms nach eigenen Vorstellungen
12.00 Uhr bis 14.00 Uhr: Mittagspause im Gasthaus „Varusschlacht“
14.30 Uhr: 60 Min. Führung durch die diesjährige Sonderausstellung
„Dressed – Die Ausstellung zur Kleidung in der römischen Antike“.
In dieser Ausstellung wird der Frage nachgegangen, woher die
römisch-antike Kleidung stammt, wie sie produziert wurde, welche
Arten von Kleidung es in der Antike gab, wie diese wertgeschätzt
wurde und was von dieser im Zusammenhang mit Archäologie
bleibt.
15.30 Uhr: Abschluss
15.45 Uhr: Abfahrt nach Amelsbüren
17.00 Uhr: Ankunft in Amelsbüren
Der Kostenbeitrag für Fahrt, Eintritt und Führung wird per Umlage ermittelt; er hängt
von der Teilnehmerzahl ab. Etwa € 35,00 für Mitglieder des KVA , € 43,00 für Nichtmitglieder.
Michael Meßmann nimmt Ihre Anmeldungen gerne entgegen unter der Telefon-Nr. 02501-58536 bzw. vorzugsweise per E-Mail an
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